Deutsche Inkassostelle mahnt für Nachbarschaftspost

Im Frühjahr wurden tausende Verbraucher mit illegalen Telefonanrufen auf die Seite nachbarschaftspost.com gelockt – und damit in die Kostenfalle. Jetzt verschickt die Deutsche Inkassostelle aus Eschborn Opfern der Seite Mahnungen über rund 93 Euro. Pikant dabei: Die Deutsche Inkassostelle steht selbst unter Betrugsverdacht.

Mit Schreiben vom 04.11.2008 erhielten unzählige Internetnutzer Post der Firma Deutsche Inkassostelle GmbH aus Eschborn. Darin fordert die Inkassofirma im Namen einer Connection Enterprises ltd. rund 93 Euro. Denn die Empfänger hätten mit der ominösen Firma – die sich hinter einer Postfachadresse auf einer exotischen Insel versteckt – einen Vertrag für das „Projekt Nachbarschaftspost“ geschlossen.

Wer sich von diesen Schreiben einschüchtern lässt oder gar bezahlt, ist allerdings selbst schuld. Denn die Briefe sind nur der nächste Höhepunkt einer groß angelegten Abzocke, die seit Monaten Verbraucher, Verbraucherschützer, Polizei und sogar die Bundespolitik beschäftigt.

Im Frühjahr 2008 wurden zig-tausende Menschen mit illegalen Lockanrufen auf die Seite nachbarschaftspost.com gelockt. In den Bandansagen wurde den Opfern vorgegaukelt, jemand habe für sie eine Nachricht hinterlassen. Diese könnte nach Anmeldung auf der Seite nachbarschaftspost.com abgerufen werden. Wer den Botschaften glaubte und seine Daten eintrug, landete in der Falle: Wenig später bekam er eine Rechnung, weil er sich bei einer Community angemeldet habe. Betroffene, die sich verständlicherweise abgezockt fühlten und nicht bezahlten, wurden dann mit Mahnungen unter Druck gesetzt.

Die Abzocke der nachbarschaftspost-Betreiber war so offensichtlich und dreist, dass sich sogar die Politik einschaltete. Das Bundesverbraucherministerium nahm sich des Falles an um zu prüfen, wie gegen die miese Tour vorgegangen werden könne.

Der Erfolg der Beamten war allerdings nicht wirklich groß. Zwar gaben die Verbraucherzentralen Warnungen vor nachbarschaftspost.com heraus, rieten Opfern dringend, die geforderten Beträge auf keinen Fall zu bezahlen, und veröffentlichten Musterbriefe. Doch die Abzocker ließen sich davon nicht beeindrucken.

Daran hat sich bis heute nichts geändert – im Gegenteil: Ausgerechnet die Deutsche Inkassostelle in Eschborn, gegen die nach Angaben des Hessischen Rundfunks, und der Frankfurter Allgemeinen wegen Beihilfe zum Betrug an Internetnutzern ermittelt wird, versucht nun, Opfer von nachbarschaftspost.com weiter unter Druck zu setzen.

Opfer von nachbarschaftspost.com und der Briefkastenfirma Connection Enterprises Limited sollten sich von den Mahnungen keinesfalls aus der Ruhe bringen lassen, sondern lieber den Verbraucherzentralen und dem Bundesverbraucherministerium folgen – und nicht bezahlen. Dass die dubiose Connection Enterprises vor ein deutsches Gericht zieht um die fragwürdigen Forderungen einzuklagen, ist nicht zu erwarten. Auch die  Deutsche Inkassostelle wird sich hüten, mehr zu tun als Drohbriefe zu verschicken.

Auch Schufa-Eintrag oder Mahnbescheid, gerade von juristischen Laien oft befürchtet, sind in diesem Fall nicht zu erwarten. Stattdessen wird sich die Angelegenheit früher oder später im Sande verlaufen. Spätestens dann, wenn genug Dumme den Drahtziehern von nachbarschaftspost.com Geld gezahlt haben – oder diese von Polizei und Staatsanwaltschaft dingfest gemacht wurden.