Sie haben gewonnen: Abzocke mit 0900-Nummern

Seit vielen Jahren schon unbekannte Täter Millionen Bundesbürger mit Gewinnversprechen am Telefon ab. Das Ziel der Betrüger: Ihre Opfer sollen dazu gebracht werden, eine teure 0900-Nummer anzurufen und dort einen angeblich wartenden Preis abzurufen – den es nicht gibt. Auf dieser Seite zeigen wir Ihnen die Masche und wie Sie sich dagegen wehren können.

„Sie haben gewonnen“: So funktioniert der Trick

Die Täter gründen zunächst einmal – um selbst anonym zu bleiben – eine Briefkastenfirma in Spanien, auf Mallorca oder in der Schweiz. Unter dem Namen dieser Firma mieten sie bei der Bundesnetzagentur teure 0900-Nummern – also Nummern, bei denen bis zu drei Euro pro Minute fällig werden, wenn man sie anruft.

Ist die Firmengründung vollzogen, starten die Abzocker ihr übles Geschäft. Über einen Sprach- und Wählcomputer rufen sie hunderttausende Anschlüsse an und lassen dann, wenn jemand abhebt, ein Tonband laufen. Bis auf kleine Details sind die Ansagen in allen Fällen gleich:

„Hallo und herzlichen Glückwunsch. Als Teilnehmer unserer exklusiven Preisauslosung haben wir Sie vorausgewählt als einen der glücklichen Gewinner. 1000 Haushalte in Deutschland haben nur heute die Möglichkeit einen der folgenden Preise zu erhalten. Einen bis zu 3000 Euro schweren Barpreis oder einen tollen Sachpreis im Wert von bis zu 1500 Euro. Sie haben garantiert einen dieser fantastischen Preise gewonnen und dabei gibt es keinen Haken.“

heißt es in den Ansagen zumeist. Zum Ende der Ansage hin wird dann eine 0900-Nummer diktiert. Diese müsse man anrufen, um den Preis abzurufen.

Wie ein solcher Lockanruf am Telefon klingt, können Sie hier anhören: 0900gewinn

Wer auf das Versprechen hereinfällt und die angesagte 0900-Nummer anruft, ist natürlich der Dumme. In Selbstversuchen fanden Verbraucherschützer heraus, dass man beim Anruf der 0900-Nummer bei einem Sprachcomputer landet. Dieser fragt beim „Gewinner“ nicht nur unzählige Daten ab, sondern zieht die teure Verbindung mit Ansagen und Musikeinspielungen unnötig in die Länge. Ergebnis: Erst nach etwa einer halben Stunde erfährt man, wohin man seine Gewinnanforderung schriftlich schicken soll – an irgendeine Adresse im Ausland.

Resultat: Den „glücklichen Gewinner“ erwartet am Monatsende für den Anruf eine Telefonrechnung von gerne mal 100 Euro. Dafür bekommt er: nichts. Keinen Geld- oder Sachpreis, keinen Gewinn. Einzige Gewinner sind die Betreiber der 0900-Nummer. Sie kassieren die Gebühren.

Wer steckt hinter den „Sie haben gewonnen“-Anrufen?

Alles deutet darauf hin, dass hinter der Masche und Briefkastenfirmen wie Holding Gulf Lion 2007 S.L. oder „Costa Blanca de Informatica y Telekommunicaciones SL“ ein ganz kleiner Kreis von Personen steckt. Einige deutsche Bundesbürger, zum Teil mit Wohnsitzen in Spanien, führen die Ermittlungsbehörden und die Bundesnetzagentur also seit Jahren unter Ausnutzung einer unzureichenden Rachtslage sprichwörtlich an der Nase herum. Dabei können sie sich auf die Komplizenschaft gewisser Rufnummernanbieter verlassen. Diese Provider – es sind seit Jahren immer die gleichen – verdienen an der Massen-Abzocke mit.

Warum unternehmen Polizei und Staatsanwaltschaft nichts?

In einigen Fällen kam es in der Vergangenheit durchaus zu Ermittlungsverfahren von Polizei und Staatsanwaltschaft – Festnahmen, Razzien und Gerichtsprozesse inklusive. In den meisten Fällen hatten sich die eigentlichen Drahtzieher aber bereits abgesetzt oder hielten sich nicht fassbar im  Ausland auf. Dass gegen beteiligte Nummernanbieter Verfahren wegen Geldwäsche oder Beihilfe zum Betrug eingeleitet oder gar erfolgreich abgeschlossen worden wären, ist nicht bekannt.

Ich habe einen solchen Anruf erhalten. Was soll ich tun?

Sie sollten auf jeden Fall die Bundesnetzagentur informieren (per Mail: ) und diese auffordern

  • die beworbene 0900-Rufnummer umgehend abzuschalten
  • das Inkasso für die Nummer rückwirkend zu verbieten
  • die Rechnungslegung für die Nummer rückwirkend zu verbieten
  • die Staatsanwaltschaft gem § 67 TKG über den Fall zu informieren
  • Beschweren Sie sich bei Ihrem Bundestagsabgeordneten über die Abzocke und fordern Sie ihn auf, politisch endlich eine Lösung zu finden. Immerhin funktioniert die Masche bereits seit über vier Jahren – trotz Bundesnetzagentur.

Fordern Sie die Bundesnetzagentur in Ihrer Mail auf, Sie laufend über den Stand des Verfahrens zu unterrichten. Mit Ihrer zeitnahen Nachricht an die Agentur schlagen Sie gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe:

  • Sobald die Bundesnetzagentur ein rückwirkendes Rechnungslegungs- und Inkassoverbot verhängt hat, müssen Sie die aufgelaufenen Gebühren für die 0900-Nummer nicht mehr bezahlen.
  • Den Betrügern wird der Geldhahn abgedreht. Die Masche lohnt sich nur, wenn genügend Opfer bezahlen. Je schneller Nummern „verbrannt“ sind, umso besser.
  • Die Bundesnetzagentur bekommt die Möglichkeit, den Fall der Staatsanwaltschaft mitzuteilen und so Ermittlungen zu starten. Fragen Sie die Bundesnetzagentur, ob diese den Fall weitergegeben hat.

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