ankauf-alles.de: Dieser Deal kann richtig teuer werden – für den Kunden

ankauf-alles-120616-2Auf der Seite ankauf-alles.de kann man gebrauchte Handys, Tablets und andere Geräte zu einem scheinbar guten Preis verkaufen. Der Teufel steckt allerdings im Detail – genauer: in den AGB. Wer Pech hat, zahlt drauf.

Das Geschäftsmodell, mit dem die Betreiber von ankauf-alles.de werben, klingt zunächst einmal recht attraktiv. Wer ein gebrauchtes Elektrogerät nicht mehr benötigt, kann es an die Betreiber der Seite verkaufen. Trägt man den Namen des Geräts auf der Seite in ein Formular ein, bekommt man einen Höchstpreis angezeigt, den man möglicherweise bekommen kann.

Wem der Preis zusagt, muss AGB und Datenschutzerklärung per Mausklick akzeptieren und sich dann auf ankauf-alles.de registrieren. Dann kann er sein Gerät an die Betreiber der Seite schicken – und hoffen, dass er den angezeigten Preis für sein Gerät erhält.

Was zunächst recht gut klingt, hat jedoch einige Haken. Und die können dazu führen, dass der Verkäufer am Schluss der Gelackmeierte ist – und ankauf-alles.de der lachende Gewinner. Um das herauszufinden, muss man jedoch erst einmal die AGB durchforsten. Darin lauern jede Menge Überraschungen.

So steht in den AGB zum Beispiel, dass der angezeigte Ankaufpreis  nach dem Motto „“Sie erhalten 120,00€ für Ihr Gerät“ völlig unverbindlich und „nicht rechtsbindend“ sei. „Der verbindliche Ankaufspreis wird dem Verkäufer erst nach Übersendung des Produktes und eingehender Überprüfung des Produktes und der aktuellen Marktsituation per Email mitgeteilt„, heißt es.

Sprich: Der Preis, den man letztlich für sein eingeschicktes Gerät bekommt, kann deutlich niedriger sein als der, den man zunächst angezeigt bekommen hat.

Doch es kommt noch dicker. Denn die Betreiber behalten sich in den AGB vor, „jedes elektronische Produkt, das an den Anbieter gesendet wird, durch eine dritte Firma technisch und / oder rechtlich zu überprüfen und das Produkt zu diesem Zweck auch weiter zu versenden.“ Dafür würden pauschal 39,99 Euro fällig. „Diese Versand- und Überprüfungspauschale übernimmt Ankauf-alles.de, wenn es zum verbindlichen Verkauf kommt. Wenn es nicht zum Verkauf kommt, zahlt der Verkäufer für die technische Überprüfung seines Geräts sowie für die Versandkosten seines Geräts eine Versand- und Überprüfungskostenpauschale in Höhe von 39,99 Euro.

Ankauf-alles.de sei dabei berechtigt, den Artikel bis zur vollständigen Bezahlung der Versand- und Überprüfungskostenpauschale zurückzuhalten. Für den Fall, dass ein erboster Käufer das Geld nicht zahlt, haben die Betreiber ebenfalls vorgesorgt. „Sofern der Verkäufer den Betrag nicht binnen 21 Tagen auf das Konto von Ankauf-alles.de bezahlt, geht Ankauf-alles.de davon aus, dass die vom Verkäufer eingesendeten Waren nicht in ernsthafter Verkaufsabsicht bereitgestellt wurden. Zahlt der Kunde auch nach weiteren 14 Tagen die Versandkosten sowie eine zusätzliche Aufwandspauschale von 8 € nicht, so geht das Produkt in das Eigentum des Anbieters über, der es verkaufen, vernichten, verschenken oder spenden kann.“

Zusammengefasst ist das Geschäftsmodell von ankauf-alles.de also – gelinde gesagt – nicht wirklich verbraucherfreundlich:

  • Der Interessenten zunächst angezeigte Preis (z.B. „Sie erhalten 120,00€ für Ihr Gerät.„) ist in Wirklichkeit völlig unverbindlich.
  • Die Betreiber von ankauf-alles.de entscheiden tatsächlich nach Gutdünken, welchen Preis sie für ein eingesandtes Gerät zahlen wollen.
  • Ist der Verkäufer damit nicht einverstanden und will sein Gerät zurück, verliert er mindestens 39,99 Euro für die „Überprüfung“ seines Geräts.
  • Wer sich weigert, diese „Überprüfung“ zu bezahlen, erhält sein Gerät nicht mehr zurück.
  • Alle diese überraschenden Geschäftsbedingungen tauchen nur in den AGB auf.

Bei ankauf-alles.de will man von überraschenden Klauseln dagegen nichts wissen. „Es ist dem Kunden vor ab klar, dass durch Versand und Überprüfung des zu verkaufenden  Kosten entstehen“, heißt es auf Anfrage. „Wir erwähnen in keinem Punkt, dass unser Service kostenlos ist.“ Die AGB, so der Mitarbeiter von ankauf-alles.de, der unsere Presseanfrage beantwortet, seien „von mehreren Juristen erstellt und für rechtmäßig erklärt“ worden. „Auch die Verbraucherzentrale hat unsere AGBs bereits geprüft und die von Ihnen beanstandete Versand- und Überprüfungspauschel nicht beanstandet“. Um welche Verbraucherzentrale es sich handelt, teilt man uns nicht mit. Ebenso wollte man auf Anfrage nicht sagen, welche Fremdfirmen die eingeschickten Geräte technisch überprüfen, und in wie vielen Fällen der vom System angezeigte Ankaufspreis tatsächlich ausgezahlt wird. Das sei „Betriebsgeheimnis“.

Update 1. August 2016: Seite nicht mehr erreichbar

Jetzt sind sie weg: Wer aktuell auf die Seite ankauf-alles.de geht, findet nur noch eine kurze Notiz vor. „Sehr geehrte Kunden, leider können wir keine Ankäufe mehr annehmen.
Diese Seite dient nur der Kontaktaufnahme durch Bestandskunden zur Abwicklung von bereits bestehenden Verträgen„, heißt es dort. Ob den Betreibern schlichtweg der Boden zu heiß wurde, ob sie rechtlichen Ärger bekommen haben, oder ob ihr fragwürdiges Geschäftsmodell einfach nicht aufging, bleibt dabei unklar.