„Es gibt keine Anonymität“: Schlag gegen illegale Geschäfte im Darknet

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In einer konzertierten Aktion sind Polizei und Staatsanwaltschaft in mehreren Ländern gegen illegale Geschäfte im sogenannten Darknet vorgegangen. Neun Tatverdächtige wurden gefasst. 

Die Ermittlungen richteten sich nach Angaben des Bundeskriminalamts gegen mutmaßliche Betreiber und Nutzer verschiedener deutschsprachiger Foren im Darknet, über die Waffen, Drogen, Falschgeld, gefälschte amtliche Ausweise und ausgespähte Daten wie Kreditkartennummern und gehackte Zugänge zu Internetdiensten gehandelt wurden. Darüber hinaus seien in den Foren auch kriminelle Dienstleistungen wie DDoS-Attacken und und illegale Streaming-Dienste angeboten worden, hieß es.

Unter Darknet versteht man einen Teil des Internets, auf das man nur mit bestimmten Verschlüsselungstechniken zugreifen kann. Für den Zugang dient unter anderem das Tor-Netzwerk, das mit kostenlosen Tools angezapft werden kann.

Mutmaßlicher Hauptbetreiber von drei der Foren war laut BKA ein 27-jähriger Bosnier, der seit Oktober 2012 als Head-Administrator die Schlüsselrolle bei der technischen Verwaltung der Foren eingenommen haben soll. Zudem soll der Beschuldigte mehrere hundert illegale Geschäfte auf den von ihm betriebenen Foren als „Treuhänder“ abgesichert haben, indem er die Bezahlung an den jeweiligen Verkäufer überwies, nachdem der Käufer den Erhalt der Ware bestätigt hatte. Der Beschuldigte wurde in Bosnien-Herzegowina  festgenommen und befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.

Zwei weitere mutmaßliche Administratoren von Foren, ein 21-jähriger Deutscher aus dem Münsterland und ein 29-jähriger Niedersachse wurden ebenfalls festgenommen. Der 21-jährige Beschuldigte soll – neben seiner Tätigkeit als technischer Administrator auf zwei Foren – seit 2012 auch eine illegale Streaming-Plattform betrieben haben, über die er Zugänge zu kostenpflichtigen Sportsendungen- und Filmen angeboten haben soll. Gegen die beiden Beschuldigten wurde ebenfalls Haftbefehl erlassen; sie befinden sich in Untersuchungshaft.

In Niedersachsen wurde ein 22-Jähriger  festgenommen, der in den Foren mit Betäubungsmitteln gehandelt haben soll. In diese Betäubungsmittelgeschäfte soll seit Oktober 2015 auch ein 19-jähriger Syrer aus Niedersachsen eingebunden gewesen sein. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung sowie seines 28-jährigen Bruders konnten laut BKA 36 Kilo Amphetamin, 1,5 Kilo Kokain, 2 Kilo Haschisch und 2,3 Kilo Ecstasy sichergestellt werden. Die beiden Tatverdächtigen wurden festgenommen und befinden sich, ebenso wie ihr mutmaßlicher deutscher Komplize, in Untersuchungshaft.

Im Zuge der Maßnahmen wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, insbesondere PCs und Speichermedien, eine Schusswaffe sowie Betäubungsmittel. Außerdem beschlagnahmten die Ermittler Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von ca. 150.000 Euro sowie zwei Bitcoin-Tresore. Weiterhin sei es dem BKA gelungen, mehrere Server in Frankreich, den Niederlanden, Litauen und Russland, auf denen kriminelle Online-Marktplätze betrieben wurden, zu beschlagnahmen.

„Die konzertierten Ermittlungsmaßnahmen im In- und Ausland sind ein bedeutender Schlag gegen die deutschsprachige Underground-Economy-Szene und ein erneuter Beweis dafür, dass es im Internet keine vollständige Anonymität gibt, auch nicht im sogenannten Darknet“, jubelten die Fahnder in einer Pressemitteilung.