Facebook: Aufruf zur Selbstjustiz bringt 18-Jährigen vor Gericht

Weil er nach dem Mädchenmord in Emden bei Facebook zur Lynchjustiz aufrief, muss sich ein 18-Jähriger Ostfriese demnächst vor Gericht verantworten. Ihm drohen Geld- oder sogar Freiheitsstrafe.

Symbolbild: Marc Roche/Fotolia

Der 18-Jährige soll am 27. März 2012 über seinen Facebook-Account zur Erstürmung des Polizeikommissariats Emden aufgefordert zu haben. Dort befand sich zu diesem Zeitpunkt ein Jugendlicher, der in Verdacht geraten war, die elfjährige Lena aus Emden getötet zu haben. „Der Aufruf des Angeschuldigten ging dahin, den 17-Jährigen aus dem Polizeigewahrsam zu holen und zu lynchen“, so die Staatsanwaltschaft Aurich.

Tatsächlich folgten dem Aufruf noch am gleichen Abend rund 50 Menschen und versammelten sich vor dem Polizeikommissariat Emden. Aus der Menge wurde dann auch die Herausgabe des vorläufig Festgenommenen verlangt. Zu Übergriffen kam es aber nicht.

Emden: Bedrohter Jugendlicher war völlig unschuldig

Besonders fatal: Der 17-Jährige, zu dessen Ermordung der 18-Jährige bei Facebook aufgerufen hatte, war völlig unschuldig. Wenig später wurde er rehabilitiert und auf freien Fuß gesetzt – die Polizei hatte sich geirrt.

Der 18-Jährige wiederum soll sich nun wegen öffentlichen Aufrufs zu Straftaten vor dem Jugendschöffengericht Emden verantworten. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens ist noch nicht entschieden. Dem Beschuldigten, der die Tat eingeräumt hat, drohen nach § 111 Strafgesetzbuch bis zu fünf Jahre Gefängnis oder Geldstrafe.

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