fabrik-einkauf.com: Fahnder gehen gegen mutmaßliche Hintermänner vor

Polizei und Staatsanwaltschaft sind gegen die mutmaßlichen Hintermänner der Seiten fabrik-einkauf.com und iq-champion.com vorgegangen. Diese Internetseiten hatten in den vergangenen Monaten als Vertrags- und Abo-Fallen für viel Verunsicherung gesorgt.

Unzählige Menschen bekamen in letzter Zeit Rechnungen einer Briefkastenfirma namens RC Online-Vermarktungsgesellschaft mit Sitz in 95 Wilton Road, Suite 3 London, SW1V 1BZ United Kingdom. Die Betroffenen wurden aufgefordert 86 Euro zu bezahlen, weil sie sich angeblich auf einer Seite namens fabrik-einkauf.com, bzw. kaufgutein.com angemeldet hätten. Problem dabei: Viele Betroffene konnten sich zwar daran erinnern, dass sie unerwünschte (und in Deutschland verbotene) Werbemails für diese Webseiten erhalten hatten; einen Vertrag wollten sie aber nicht bewusst oder gewollt abgeschlossen haben.

Die möglicherweise unberechtigten Forderungen sorgen seitdem für viel Verunsicherung in Deutschland. Allein im Forum unserer Seite gingen bis heute über 1400 Wortmeldungen von Betroffenen ein.

Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht

Zwischenzeitlich schalteten sich allerdings auch Polizei und Staatsanwaltschaft ein – und schlugen zu. Einem Bericht des Magazins „Akte 07“ (Sat1) zufolge kam es heute an mehreren Orten zu Razzien. Beamte der Polizei Bad Hersfeld und Ermittler der Staatsanwaltschaft Göttingen durchsuchten Wohnungen und Büros der mutmaßlichen Hintermänner von fabrik-einkauf.com. Sie stellten dabei Unterlagen und Computer sicher, mindestens ein Server in Essen wurde abgeschaltet.

Offenbar besteht der Verdacht, dass von den Tatverdächtigen auch solche Internetsurfer abkassiert wurden oder werden sollten, die sich niemals bewusst oder gewollt auf den fraglichen Seiten angemeldet hatten. Adressen in London sollen reine Tarnadressen, vermeintliche Verantwortliche nur Strohleute gewesen sein. Konkret ging es in dem TV-Bericht um eine junge Frau namens Ines K., die in den Handelsregistern als Verantwortliche für mehrere der dubiosen Firmen eingetragen ist. Die Eltern der 19-Jährigen sowie die junge Frau selbst betonten, sie hätten mit den Machenschaften nichts zu tun. Ines K. berichtete, sie sei von dem Hauptverdächtigen dazu überredet worden, sich als Verantwortliche anzumelden. Die Unterschriften auf den Formularen hätte sie dann ohne Verdacht zu schöpfen geleistet. „Das war eine Sache von fünf oder zehn Minuten“, so die junge Frau, die sich hereingelegt fühlt: „Ich habe einen Hass auf diese Menschen.“

Hintermänner schon lange in der Szene bekannt

In Wirklichkeit dürften hinter den dubiosen Seiten mehrere junge Männer stecken, die schon seit einigen Jahren in der „Szene“ bekannt sind – und sich regelmäßig hinter einem Geflecht aus Briefkastenfirmen in Deutschland, Großbritannien und in der Schweiz verstecken. Ein Hauptverdächtiger wurde von Sat 1 für den TV-Bericht interviewt. Der Jura-Student, der sich gerne mit teuren Autos ablichten lässt, wollte sich zu den Vorwürfen allerdings nicht äußern. Man sei „falsch informiert“, sagte er lediglich, ehe er in einem schwarzen Mercedes und das Siegeszeichen zeigend davon fuhr.

Neben fabrik-einkauf.com dürften den Erkenntnissen zufolge auch die Seiten  iq-champion.com und medikamententester.info von den gleichen Personen gesteuert werden. Alle genannten Seiten sind seit der Abschaltung durch die Ermittler nicht mehr erreichbar. Ob von den Fahndern auch Geld sichergestellt wurden, ist noch nicht bekannt. Ebenso, wieviele Menschen sich einschüchtern ließen und tatsächlich Rechnungen bezahlten.