Handy-Anruf für 39 Euro: Anwalt klagt gegen Tele Hansa

Sie wird in einem Atemzug mit Firmen wie HAS oder HFM genannt: die Tele Hansa GmbH. Seit Monaten sorgt das Unternehmen für Wirbel, weil es in Deutschland und Österreich Rechnungen für angeblich gebuchte Erotik-Abonnements verschickt. Doch jetzt hat sich die Tele Hansa mit dem Falschen angelegt. Der Rechtsanwalt Hagen Hild hat die Probe aufs Exempel gemacht, soll für einen einzigen Anruf 39 Euro zahlen – und hat jetzt alle rechtlichen Hebel gegen das Unternehmen in Bewegung gesetzt.

Die Tele Hansa ist im Geschäft mit den Erotik-Rechnungen keine Unbekannte. So warnt etwa die Arbeiterkammer Wien schon lange vor den „dubiosen Rechnungen“ der Firma. Von einer „zwielichtigen Gesellschaft“ spricht auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und rät dazu, Zahlungsaufforderungen der Tele Hansa „getrost zu vergessen“. Denn die betreibt ein Geschäftsmodell, das von Firmen wie HAS oder HFM hinlänglich bekannt ist: Über die Telefonnummern von Betroffenen, die sich etwa über Dialer-Einwahlen oder Anrufe auf Handynummern herausfindet, recherchiert sie die Adressen der Opfer – und schickt ihnen dann saftige Rechnungen für angeblich in Anspruch genommene Erotikdienste ins Haus (Dialerschutz.de berichtete mehrfach).

Auf eine besonders perfide Masche stieß nun der Augsburger Rechtsanwalt Hagen Hild, der auch Dialerschutz.de rechtlich berät. Ein Mandant des Juristen hatte von der Tele Hansa eine Rechnung über 39 Euro erhalten, nachdem er eine ganz gewöhnliche Handynummer angerufen hatte. Hild prüfte das nach. Er wählte von seinem Anschluss aus die Handynummer 0173-6470601 an – und hörte am anderen Ende eine Bandansage mit erotischen Inhalten. Nach zwei Minuten legte er auf – und erhielt wenig später den Anruf eines Mitarbeiters der Tele Hansa. Der versicherte, so Hild, dass der Anruf auf die Handynummer kostenlos gewesen sei, bat aber dennoch um die Adresse Hilds. Der gab sie ihm – und wenige Tage später flatterte ihm eine Rechnung über 39 Euro ins Haus. Der Anwalt, so hieß es in dem Schreiben, habe einen kostenpflichtigen „Live Call“ in Anspruch genommen und müsse dafür zahlen.

Für Hagen Hild eine Unverschämtheit: „Zwischen mir und diesem Unternehmen ist kein Vertrag zustande gekommen“, sagt er. „Ich habe ja nur eine Mobilfunknummer angerufen.“ Entsprechende Schritte hat der Jurist jetzt unternommen. Beim Augsburger Amtsgericht reichte der Anwalt Klage ein. Das Gericht soll feststellen, dass das Unternehmen keinen Anspruch auf die 39 Euro hat. Über diese so genannte negative Feststellungsklage ist noch nicht entschieden. In einem zweiten Schritt erstattete Hild Strafanzeige bei der Kripo. „Es handelt sich hier in meinen Augen ganz klar um einen versuchten Betrug“, so Hild, der schließlich auch die Regulierungsbehörde eingeschaltet hat. Für ihn besonders erstaunlich: Tele Hansa GmbH und Speed Work GmbH, die als Geschäftsanschrift die Spaldingstraße in Hamburg angeben, sind nach amtlicher Auskunft des Hamburger Ordnungsamtes dort nicht im Gewerberegister eingetragen.

Ein Anruf auf eine Handynummer für 39 Euro, ein Klick auf das falsche Werbebanner für 49 Euro: die dubiosen Geschäfte mit hohen Rechnungen für angebliche Erotikdienste weiten sich immer mehr aus. Regulierer und Ermittler scheinen bislang machtlos gegen die Umtriebe der dubiosen Firmen zu sein. Dialerschutz.de rät deshalb auch weiterhin zur Vorsicht. Wer Rechnungen für Dienste erhält, die er niemals bewusst in Anspruch genommen hat, sollte diese auch nicht bezahlen.