Vorkasse-Betrug am Telefon: Sie haben gewonnen – und sollen zahlen

Wer angerufen wird weil er angeblich etwas gewonnen hat, sollte auf jeden Fall misstrauisch sein – vor allem dann, wenn er vor dem Erhalt des Gewinnes Steuern oder Gebühren zahlen soll. Über 100.000 Menschen sind schon Opfer dieser Form von Vorkasse-Betrug am Telefon geworden. So schützen Sie sich, so wehren Sie sich.

Symbolbild: Picture Factory/fotolia.com

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Vor allem Senioren werden in Deutschland immer öfter Opfer von falschen Gewinnversprechen am Telefon. Allein bis Sommer 2013 sollen über 100.000 Menschen Opfer dieser Form des Betrugs geworden sein, berichtete das Bundeskriminalamt (BKA).

Woran erkenne ich falsche Gewinnversprechen am Telefon?

Grundsätzlich gilt: Seien Sie IMMER vorsichtig, wenn Ihnen am Telefon ein Gewinn versprochen wird. Vor allem dann, wenn mit dem Gewinn eine Bedingung verknüpft ist. Wenn Sie persönliche Daten herausgeben sollen, bezahlen müssen oder gar etwas kaufen sollen, gibt es nur einen richtigen Weg: Legen Sie sofort auf. Denn am anderen Ende der Leitung sitzen Betrüger, zumindest aber dubiose Geschätsleute.

Wie funktioniert der Vorkasse-Betrug am Telefon?

In diesen Fällen geben sich die Täter, die in Call-Centern sitzen, als Rechtsanwälte oder Notare aus und informieren die Angerufenen über den angeblichen Gewinn eines Geld- oder Sachpreises – meist eines hochwertigen Autos. Die Auszahlung oder Überführung wird davon abhängig gemacht, dass die “Gewinner” im Voraus Gebühren, Steuern oder andere Kosten bezahlen sollen. Eine Verrechnung mit dem Gewinn wird mit unterschiedlichsten Begründungen abgelehnt.

Für die Bezahlung nennen die Täter den Opfern verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel die Zahlung per Western Union oder den Versand des Geldes als Brief oder Päckchen. Wer zahlt, ist allerdings der Dumme. Denn den Gewinn gibt es gar nicht. Im Gegenteil: “Sind Bürgerinnen und Bürger einmal Opfer einer solchen Betrugsmasche geworden, müssen sie damit rechnen, in der Folgezeit erneut von Betrügern angerufen zu werden, die dann vorgeben, das bezahlte Geld wiederbeschaffen zu können”, so das Bundeskriminalamt.

Gewinnversprechen am Telefon: Wann sollte ich misstrauisch werden?

Ganz besonders vorsichtig sollten Sie sein, wenn

  • der Anruf überraschend kommt, weil Sie gar nicht an einem Gewinnspiel teilgenommen haben
  • eine angebliche Amtsperson (Anwalt, Notar, Polizist) Sie über den Gewinn informiert
  • persönliche Daten von Ihnen (Adresse, Bankverbindung) abgefragt werden
  • Sie vor Erhalt des Gewinns Gebühren, Steuern oder irgendwelche anderen Kosten tragen sollen
  • der Anrufer in irgendeiner Art und Weise aggressiv wird oder versucht, Sie unter Druck zu setzen

Mit welchen Tricks arbeiten die Gewinnspiel-Betrüger am Telefon?

Die Täter arbeiten tatsächlich mit einigen Tricks, um ihre Opfer zur Bezahlung zu bringen. Zum einen locken sie natürlich mit einem lukrativen Gewinn, der manchen vermeintlichen Glückspilz schnell dazu bringen soll, jegliches Misstrauen über Bord zu werfen. Doch das ist noch nicht alles. Den Ermittlungen derr Polizei zufolge agieren die Kriminellen auch so:

  • Sie täuschen eine falsche Anrufer-Nummer vor, blenden zum Beispiel eine örtliche Nummer oder gar die Notrufnummer 110 ein
  • Sie geben sich als Amtsträger aus, etwa als Polizeibeamter, Anwalt oder Notar
  • Sie fordern die Angerufenen auf, sich Geld zu leihen oder einen Kredit aufzunehmen
  • Sie behaupten, der Angerufene habe eine Straftat begangen, indem er Geld ins Ausland überwies

Ich oder Angehörige sind auf den falschen Gewinn hereingefallen. Was tun?

Sie sind vermutlich auf ein falsches Gewinnversprechen hereingefallen? Machen Sie sich nicht daraus und vor allem: Schämen Sie sich nicht. So wie Ihnen ist es schon tausenden Menschen ergangen. Kein Wunder, die Betrüger sind skrupellos und darauf gedrillt, Menschen um ihr Geld zu bringen. Der größte Fehler wäre jetzt, die Kriminellen davon kommen zu lassen. Hier Tipps, was Sie als Opfer von Telefonbetrügern tun sollten.

  1. Informieren Sie sofort die Polizei (110) über den Fall. Notieren Sie sich vorher auf einen Zettel, was genau passiert ist, wann der Anruf war, wie sich der Anrufer meldete, was er (oder sie) gesagt hat, wie viel Geld sie schicken sollten – und wie hoch der Schaden nun ist.  Erstatten Sie Anzeige wegen Betrugs bei der Polizei – gegebenenfalls im Namen der Betroffenen, wen zum Beispiel Ihre Eltern oder GRoßeltern Opfer wurden.
  2. Informieren Sie gegebenenfalls Ihre Bank über den Vorfall. Wenn Geld überwiesen wurde, stoppen sie den Transfer so schnell wie möglich.
  3. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Egal, was die Anrufer behaupten: Sie haben nichts Unrechtmäßiges getan und Ihnen kann auf keinen Fall etwas passieren. Deshalb dürfen Sie auch auf keinen Fall weiteres Geld überweisen oder verschicken!

Wie bekomme ich mein Geld zurück?

Wenn Sie über Online-Dienste wie Ukash oder Paysafecard bezahlen haben, ist die Chance leider äußerst gering, Ihr Geld zurück zu bekommen. Keinesfalls sollten Sie in solchen Fällen weiteres Geld an die Betrüger zahlen. Bei Banküberweisungen oder Zahlung per Kreditkarte haben Sie gute Chancen, die Zahlung rückgängig machen zu können. Holen Sie sich hier Hilfe bei der Polizei oder einer Verbraucherzentrale.