Premium-SMS: Tricks und Abzocke

Tricks und Abzocke mit Premium SMS kommen leider häufiger vor. Einen guten Teil der über Premium-SMS generierten Gebühren erhält nämlich der jeweilige Diensteanbieter. Das hat seit Mitte 2003 verstärkt auch unseriöse Geschäftsleute auf den Plan gerufen. Die Methoden, mit denen versucht wird, Handybesitzer zum Versand möglichst vieler teurer Kurznachrichten zu bewegen, reichen von leicht durchschaubaren Tricks bis hin zu ausgefeilten Methoden.

 

Bewerbung von Premium SMS per Spam

Ein Ärgernis, das aus dem Mail-Bereich bekannt ist, hat längst auch die Besitzer von Mobiltelefonen erreicht: Spam, also unaufgeforderte und unerwünschte Werbung. Premium-SMS-Dienste, gerade im Bereich der Chats und Flirtlines, werden häufig in Form persönlicher Ansprache per SMS beworben. Erhoffte Zielgruppe sind Singles, einsame Menschen, aber auch leichtgläubige Opfer, die durch den scheinbar persönlich formulierten Text glauben, sie hätten es mit ihnen bekannten Menschen zu tun:

Unlautere Werbung für teure Premium SMS-Dienste kann jeden Handy-Besitzer treffen. Denn die Täter verschicken ihre Lock-Nachrichten in der Regel wahllos an eine Vielzahl von Nummernblöcken – in der Hoffnung, dass die arglosen Empfänger reagieren und so in der Kostenfalle landen. Der unaufgeforderte Versand unerwünschter Werbung verstößt in Deutschland gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Wenn der Verbraucher in derartigen Fällen nicht oder falsch über die anfallenden Kosten für den Service informiert wird, kann zudem eine Straftat des (versuchten) Betruges vorliegen.

 

Dubiose Chats über Premium SMS

Schon im Frühjahr 2004 deckten mehrere Medien dubiose Geschäftsmethoden bei so genannten Flirtlines und SMS-Chats auf. Dabei wurde den betroffenen Handybesitzern bei Chats über Premium-SMS vorgegaukelt, der Chatpartner sei tatsächlich an persönlichen Kontakten interessiert. Tatsächlich handelte es sich aber nur um speziell geschulte „Profi-Chatter“, die die Betroffenen nur dazu animieren sollten, möglichst viele weitere teure SMS zu verschicken.

Dieses dubiose Geschäftsmodell hat sich bis heute erhalten. Noch immer wird den Nutzern von Flirtlines oder Kontaktbörsen vorgegaukelt, dass sie über Premium SMS mit tatsächlich interessierten, potenziellen Dating-Partnern Kontakt hätten. Dass es sich bei den Chat-Partnern nur um professionelle Animateure handelt, ist in aller Regel gut im Kleingedruckten der jeweiligen Kontaktbörsen versteckt. Ein Beispiel aus dem Sommer 2006 macht das deutlich:

Der Anbieter dieses Premium SMS-Chats macht – im Kleingedruckten der AGB – keinen Hehl daraus, dass die vermeintlich per SMS flirtende Dame auch ein Mann sein könnte (Punkt 2 und 3), und dass der angeblich „interessierte“ Flirt-Partner auch ein professioneller Chatter sein könnte (Punkt 8) – der alles unternehmen wird, um den Kunden zu möglichst vielen teuren Kurznachrichten zu verleiten. Formulierungen wie diese sind auf sehr vielen Internetseiten zu finden, die Flirts und Chats per Premium SMS anbieten. Es empfiehlt sich also, auch das Kleingedruckte sehr genau zu lesen, wenn man sich auf Kontakte per SMS einlässt.Tricks mit angeblich hinterlegter Nachricht oder Bild

„Für Sie wurde eine Nachricht, möglicherweise mit Foto hinterlegt. Antworten Sie zum Abruf Ja an die Nummer ….“

So oder ähnlich lauten die Kurznachrichten, mit denen Abzocker immer wieder versuchen, Handybesitzer zum Versand teurer Premium SMS zu verleiten. Denn die angeblich hinterlegte Nachricht oder das vermeintlich wartende Foto gibt es überhaupt nicht. Stattdessen ist die Werbe-Nachricht nur ein Trick, Verbraucher in teure Chats zu locken. Und auch, wer per Premium SMS versucht, die unerwünschten, nervenden Botschaften zu stoppen, wird weiter abkassiert.

 

Lügen und falsche Behauptungen

Wie penetrant und skrupellos dubiose Anbieter für ihre SMS-Chats werben, zeigt das Protokoll eines Lockversuchs aus dem Frühjahr 2008. Damals wurde eine Handybesitzerin über Tage hinweg mit illegalen und irreführenden Werbe-Botschaften bombardiert:

27. März, 14.34 Uhr, SMS-Nachricht von 22654

Achtung: Eine MMS-Nachricht blockiert Ihren SMS-Club-Eingang. Bitte antworten sie mit JA zum Abruf dieser sehr wichtigen Bildnachricht!

1. April, 9.18 Uhr: SMS-Nachricht von 22654

Multimediabox: Es wurde ein Multimedia-Telegramm mit Text o. Foto für dich hinterlegt. Antworten Sie zum Download der Fotomitteilung mit OK

1. April, 11.40 Uhr: SMS-Nachricht von 22654

Chatbox Info: Tabuloser Spaß im Chat von hotgirls24.tv. Jede von dir versendete SMS kostet 1,99 EUR (zzgl. D1/incl. VDF TPL). Gut angelegtes Geld wenn du auf tabulosen Spaß stehst. Hotline 01805-777772 (14 Cent/Minute)

1. April, 11.44 Uhr: SMS-Nachricht von 22654

Guten Morgen ich hoffe du kannst jetzt das SMS-Bild sehen, hmm?

1. April, 15.32 Uhr: SMS-Nachricht von 22654

Ein geprueftes Mitglied hat dir ein Date in Aussicht gestellt. Du kannst das Date mit JA abrufen. Antworte nun mit JA

1. April, 15.51 Uhr: SMS-Nachricht von 22654

FOTOCLUB EXTRAVAGANT. Es wurde eine MMS-Nachricht hinterlegt! Sende oder empfange Bilder ganz privat. Zum Start antworten mit JA

1. April, 17.34 Uhr: SMS-Nachricht von 22654

THAI-KATZE: Ein geprüftes Mitglied hat Ihre Kontaktdaten gelesen. Um den Kontakt zu erwiedern antworte mit MMS-THAI!

2. April, 13.32 Uhr: SMS-Nachricht von 22654

NUR DIE FREUNDSCHAFT ZAEHLT: Jemand den Sie sehr gut kennen hat Ihnen eine SMS-Botschaft hinterlegt. Antworten Sie zum Abruf mit FOTO!

3. April, 9.49 Uhr, SMS-Nachricht von 22654

Leider konnten wir Ihnen letzte Nacht eine SMS-Nachricht nicht zustellen. Um diese nun abzurufen, antworten Sie bitte mit JA!

3. April, 15.07 Uhr, SMS-Nachricht von 22654

Sie haben auf vier Nachrichten nicht geantwortet. Wenn Sie sich abmelden wollen, antworten Sie bitte mit ENDE

Die Täter verstecken sich dabei in der Anonymität des Systems. Verborgen hinter einer Kette von Unter- und Weitervermietungen der Premium SMS-Nummern können sie kassieren, ohne etwas zu riskieren: Pro SMS, die ein Opfer zum Preis von rund zwei Euro verschickt, gehen rund 1,20 Euro direkt in die Taschen der Drahtzieher.

 

Tricks mit Kosten und SMS-Abos

Vorsicht ist stets bei den Preisangaben für Premium-SMS geboten. Seriöse Anbieter informieren zwar durchaus über ihre Tarife; doch gerade in der Werbung kommen die Verbraucherinformationen häufig zu kurz. So etwa im Fernsehen: Bei den meist nur 20 oder 30 Sekunden langen TV-Werbespots sind die Tarifinformationen in der Regel nur wenige Sekunden lang und in kleinster Schrift zu sehen. Gerade, wenn mit dem Versand einer Premium-SMS ein Abonnement verbunden ist, kann dies später zu bösen Überraschungen führen.

Unseriöse Anbieter verschweigen oder täuschen sogar bewusst darüber hinweg, dass man mit dem Versand einer derartigen SMS ein Abonnement oder eine wiederkehrende Leistungen bucht, die weitere Kosten mit sich bringen. Ein Beispiel für diese Masche ist dieser Erotik-Anbieter, entdeckt im Januar 2004

 

Die geschickte Formulierung des Textes täuscht darüber hinweg, dass hier eine Kostenfalle lauert. Mit dem Versand einer SMS schließt man einen Vertrag über ein Monatsabonnement zu Kosten von über 50 Euro – eben 1,63 Euro pro Tag.

Ein ähnliches irreführendes Tarifmodell ist derart gestaltet, dass man mit dem Versand einer Premium-SMS bestätigt, eine bestimmte Mindestanzahl weiterer teurer Textnachrichten zu zahlen – unabhängig davon, ob man diese dann tatsächlich verschickt.

 

Dubiose Inhalte

Nach der Regulierung der 0900-Dialer im Sommer 2005 waren bei den Anbietern dubioser Internetseiten diverse Zahlungsmittel im Einsatz. So wurde ab Mitte September 2005 auf mehreren Internetseiten Premium SMS als Abrechnungsmethode angeboten. Dabei wurden Kosten von bis zu 9,99 Euro pro SMS fällig, um Zugriff auf die Inhalte stark schwankender Qualität zu erhalten.

 

Zielgruppe Kinder und Jugendliche

Vor allem Minderjährige sind in der jüngeren Vergangenheit vermehrt ins Visier der Anbieter von Premium SMS-Diensten geraten. Dies zeigt sich daran, dass vor allem in Jugendmedien und -zeitschriften Werbung für derartige Dienste gemacht wird. Was formalrechtlich in den meisten Fällen nicht zu beanstanden ist, wirft Fragen auf. Insbesondere danach, inwieweit Geschäfte über höhere Summen mit Minderjährigen gemacht werden können und dürfen („Taschengeldparagraf“).

 

Kosten für eingehenden Premium SMS

Nicht nur für den Versand von Premium-SMS fallen für den Verbraucher Gebühren an. Mobilfunkanbieter ermöglichen ihren gewerblichen Kunden auch, für beim Handybesitzer eingehende SMS Kosten zu berechnen. Wieviele SMS er nun erhält (und zahlten muss), liegt ausschließlich in der Hand des Anbieters.

 

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